Grußworte

Wir freuen uns über die Grußworte, die den Geist der Veranstaltung so vielfältig wiedergeben: von Leonie Baumann, Patrick Graichen, Nele Hertling, Mona Jas, R. Andreas Kraemer, Stefan Lukschy, Thomas Quasthoff, Peter Raue und Hans Joachim Schellnhuber.

Prof. THOMAS QUASTHOFF
Mehrfacher Grammy-Award-Gewinner, Kurator NaturTon-Stiftung, Professor für Gesang

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Foto: Bernd Brundert
Künstler sein ist ein Politikum. In der Verantwortung für unsere Umwelt und unser Land haben wir als Künstler die Pflicht, unsere Stimme gegen gesellschaftliche Fehlentwicklungen zu erheben. Gerade habe ich einen Liederabend mit Gedichten von Heinrich Heine gegeben, der genau das tat. Heine setzte sich teils mit Sarkasmus und Ironie exemplarisch für Freiheit und gegen das Fehlverhalten von Obrigkeiten ein.
So wie ich als Hochschullehrer meine eigene Betriebsblindheit immer wieder aufs Neue überwinden muss, so sollten wir als Künstler immer wieder neu über unseren Tellerrand gucken - und Mahner sein. Die Entdeckung der rostenden Atomfässer in Brunsbüttel hat nur einen weiteren Beweis dafür geliefert: Anlass gibt es genug.

Prof. Dr. Dr. h.c. HANS JOACHIM SCHELLNHUBER
Direktor Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen

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Foto: Frédéric Batier
In Zeiten, wo der Mensch zur geologischen Kraft geworden ist, muss er auch die Zukunftsverantwortung für unseren Planeten übernehmen. Mit der Energiewende hat sich die deutsche Politik in diesem Sinne entschieden und die Weichen für eine nachhaltige Umgestaltung der Energiesysteme gestellt. Dies könnte viele andere Länder dazu inspirieren, entsprechende Anstrengungen zu unternehmen.
Apropos Inspiration: Sie, die Kreativen, sollten nun kleine und große EnergieWendeKunst erschaffen: irritierend, erhellend, überwältigend. Verpacken Sie Gedanken in ästhetischen Formaten und Aktionen. Unsere Gesellschaft krankt an Bewegungsmangel – helfen Sie ihr auf die Beine!

NELE HERTLING
Vize-Präsidentin Akademie der Künste, Grande Dame der deutschen Off-Kultur


Dem Phänomen Klimawandel und der notwendigen Energiewende ist nicht allein mit politisch-technologischen Argumenten zu begegnen, soziale und kulturelle Aspekte spielen in diesem globalen Transformationsprozess eine entscheidende Rolle.
Eindringlicher als Wissenschaft und Technologie kann Kultur mit vielfältigen künstlerischen Formen und visionären Lösungsansätzen Politik und Gesellschaft zu Verhaltensänderungen veranlassen. Das Projekt EnergieWendeKunst kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten.

Prof. Dr. PETER RAUE
Rechtsanwalt, Kunstliebhaber und –förderer


Foto: Raue LLP
Energiewende: Wir lesen von den schmelzenden Gletschern, den sterbenden Fischen - und leben weiter als müsst‘s so sein. Den Politikern fehlen Mut und vielleicht eine ihr folgende Wählerschaft, das Entscheidende zu tun. Ohne das Bewusstsein, dass Energiewende lebenserhaltend für uns und insbesondere unsere Kinder und Kindeskinder ist, wird es keine Energiewende geben. Wer, wenn nicht die Kunst, wer wenn nicht die Künstler werden die Sprache finden und erfinden, die die Kraft hat, die Augen und Herzen der Verantwortlichen zu öffnen, den Mut in die Menschen einzupflanzen, die Energiewende nicht nur zu wollen, sondern dafür etwas zu tun, Opfer zu bringen, eigene Lebensgewohnheiten zu ändern, umzusetzen, was Not tut. Deshalb unterstütze ich mit meinen schwachen Kräften, aber aus tiefster Überzeugung das Projekt: EnergieWendeKunst. Ich bewundere die Träger dieser Aktion und hoffe auf die Künstler, die ihre Arbeit, ihre Überzeugungskraft, ihre Wut in den Dienst dieses welterhaltenden Vorhabens stellen.

Dr. PATRICK GRAICHEN
Geschäftsführer Agora Energiewende


Mein Eindruck ist, dass viele Menschen inzwischen abgeschreckt sind vom technokratischen Energiewende-Diskurs rund um das Erneuerbare Energien Gesetz, Leitungsfragen, Preise und Kosten. EnergieWendeKunst kann mit Sinnlichkeit und Herz jenen Spirit wieder aktivieren, der zeigt, worum es dabei eigentlich geht: um eine saubere, zukunftsfeste Energieversorgung, die unseren Kindern eine Welt ohne hochradioaktiven Müll und ohne eine mit Treibhausgasen vollgepumpte Atmosphäre – oder schlicht: ohne Schulden – hinterlässt.

LEONIE BAUMANN
Rektorin der Kunsthochschule Berlin Weißensee


Foto:
Nihad Nino Pusija

Die Szenarien für die weitere Entwicklung der Welt sind schockierend, die Beweislage erdrückend und doch passiert nichts... Wenn Argumente alleine nichts bewirken, was fehlt, um Einsicht zu erzielen, damit ein Umdenken stattfinden kann? Mehr denn je ist es sicher notwendig, eine Brücke zwischen Wissenschaft und Alltag zu schlagen, denn jenseits politischer Vereinbarungen beginnt ein globaler Wandel bei jedem von uns konkret. Wenn rein wissenschaftliche Argumentationen zu abstrakt waren, vielleicht gelingt es künstlerischen Ideen und Sichtweisen eine Kombination von wissen und sehen, erkennen und fühlen herzustellen, um so ganz neue und unbekannte Zugänge zum Thema zu eröffnen. Jede kann so auf ihre und jeder auf seine Weise angesprochen werden, um zu erreichen, dass sich immer mehr Menschen mit Haut und Haaren und all ihren Sinnen dem gesellschaftspolitischen Wandel, der Energiewende verschreiben!

STEFAN LUKSCHY
Regisseur und Autor


Foto: Andreas Gabel
Die Kunst der Energiewende ist eine äußerst schwer zu beherrschende. Vor allem beherrschen unsere Politiker sie nicht.
Vielleicht sollte man einmal die Künstler ranlassen - schließlich steckt jeder Künstler voller Energie - und statt dem EEG (Erneuerbare Energien Gesetz, oder auch Elektroenzephalogramm) ein EKG (Elektrokardiogramm, oder auch Erneuerbares Kunst Gesetz) zur Anwendung bringen, denn wenn es der Kopf nicht richten kann, muss das Herz ran.
Ohne den energischen Einsatz von Phantasie werden wir in der Sache wohl nicht weiterkommen. Und wer wäre für die Phantasie zuständiger als die Künstler. Öl macht sich auf einer Leinwand einfach besser als auf der Meeresoberfläche. Also, liebe Künstler, bitte denkt mit aller verfügbaren Energie über die Wende derselben nach und unterrichtet unsere Politiker in der mühsamen Kunst der Energiewende, denn auch hier gilt der Satz von Karl Valentin: „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“

R. ANDREAS KRAEMER
Geschäftsführer Ecologic Institut (unter den Top10 der Umwelt-Think-Tanks global)

R-Andreas-Kraemer
Zeitenwenden finden in Köpfen statt, und die Energiewende ist eine. Kreatives Umdenken ist erforderlich, damit Optionen für die Zukunft zuerst gedacht und dann skizziert, kopiert, verändert, verfeinert und geteilt werden, bevor sie gesellschaftlich und politisch diskutiert und
entschieden werden können. Dabei setzen sich die Zukunftsentwürfe in Köpfen soweit fest, dass sie als kommende Realität ihr Licht zurückwerfen und den Weg zu ihrer Verwirklichung erhellen. Manchmal ist eine wünschbare Zukunft nicht in klare Worte zu fassen, dann braucht es andere Formen der Vermittlung: Energiewendekunst.

MONA JAS
Künstlerin, Lehrbeauftragte an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee


Foto: Osman Bozkurt
Schon lange ist eine grundsätzliche Veränderung unseres Gesellschaftsvertrages erforderlich. Impulse hierfür können nur aus einem ergebnisoffenen Denken und Wirken und jenseits einer auf materieller Wertsteigerung gerichteten Haltung gesetzt werden, wie es dem künstlerischen Handeln eigen ist. Wie sonst in keinem anderen Betätigungsfeld – und mit keiner anderen Lebensäußerung – stehen künstlerische Prozesse in enger Verbindung zur Energie, als einer fundamentalen metaphysischen Größe. Kunst selbst kann sogar als eine eigene und unabhängige Energieform wahrgenommen werden. Sie setzt mit künstlerischer Energie auf vielen anderen Ebenen Energie frei, könnte also als wichtigste gesellschaftliche Kraft für eine dringend gebotene Veränderung genutzt werden. Diesen Zusammenhang zu erkennen und ihm eine Plattform zu geben, ist Verdienst des Projekts EnergieWendeKunst, denn wer als Künstler_in wirkt, tut dies in der Regel sonst auf eigenes Risiko und gegen den Strom.